Ein Rucksack voller Filter

Dennis hatte mir schon bei unserer Terminabsprache angekündigt, dass er genug Filter und Aufsätze für uns beide dabei haben würde und wir bei schönem Wetter noch ein bisschen „filtern“ gehen könnten. Wir hatten schönes Wetter. 😀 Bei den Hamburger Fotofreaks gibt es sozusagen einige Untergruppen, Spezialisten auf ihrem Gebiet. Im heutigen Interview treffe ich mich mit einem der „Filter-Freaks“ – Dennis Siebert.

Dennis Siebert

Dennis, du gehörst zu den „Filter-Freaks“, sprich, du machst deine Landschaftsaufnahmen mit Filtern, die man vor das Objektiv setzt und so u.a. Langzeitbelichtungen am hellen Tage ermöglicht und auch zu jeder anderen Tageszeit tolle Effekte zaubert. Wie bist du zu dieser Technik gekommen und was fasziniert dich daran?

Das war zu Zeiten als ich in der Foto Community noch aktiver war. Dort habe ich Fotos von anderen Leuten gesehen, unter denen „Lee Filter System“ stand. Ich habe dann danach gesucht, habe mir aber erstmal Cokin Filter zum Testen gekauft. Und dann habe ich Chris* kennengelernt. (Dennis schmunzelt, ich lache kurz auf. Insider wissen warum.)
Chris meinte: „Kauf dir die Lee-Filter.“ So habe ich mir nach und nach Lee-Filter gekauft. Erst was man so braucht, dann was man nicht so braucht, jetzt ist der ganze Rucksack quasi voll damit. (lacht)

Gehst du auch mal ohne Filter los, um zu fotografieren?

Der Rucksack!

Ich habe sie immer dabei. Das hier ist mein Fotorucksack (klopft auf den selbigen), da wird vor einer Tour nie etwas extra reingepackt oder rausgeholt, außer im Winter, da kommen mal Handschuhe dazu. Und falls du wie neulich wieder fragen möchtest, ob das mein Reisegepäck ist, dann sage ich „Ja!“. (Hier fange ich an zu lachen. Dieser Rucksack ist riesig!) Ohne Mist, das ist mein Reisegepäck. Das einzige, was dann wirklich mal rauskommt, ist mein Taschenmesser, weil ich das nicht durch die Kontrolle am Flughafen bekomme.

Du sortierst also nichts aus und reduzierst dein Fotogepäck nicht auf Reisen?

Nee. Obwohl der Rucksack nichts mehr für’s Handgepäck wäre. Das sind jetzt 13 kg (!!!), aber es hat sich bisher noch keiner beschwert.
Naja, eigentlich ist es im Urlaub schon ein bisschen blöd. Da wär so eine kleine Spiegellose schon gut.

Wenn ich mir das so anschaue, würdest du die kleine Spiegellose bestimmt einfach mit in den Rucksack packen und gut ist. 😉

Dann müsste ich die Filter rauspacken. Das geht nicht!
Na gut, irgendwas anderes vielleicht … 😀

Du machst fast ausschließlich Landschaftsfotos. Hattest bzw. hast du auch Interesse an anderen Themen?

Als Anfänger fotografiert man erstmal eigentlich alles und versucht zu finden, was einem so liegt. Früher habe ich noch viel Modellbau mit Schiffen gemacht und habe die auf dem See fahren lassen. Ein Kumpel hatte sich damals die 1D gekauft und Bilder von den Booten gemacht. Das fand ich auch geil und habe mir auch eine Kamera gekauft. Irgendwann hab ich gemerkt, dass ich immer weniger Boot gefahren bin und immer mehr fotografiert habe, bis ich den ganzen Modellbaukram verkauft habe.
Immer nur Rennboote fotografieren fand ich dann auch irgendwann blöd und da ich in der Nähe von Hamburg wohnte, begann ich, viele Nachtaufnahmen in der Stadt zu machen. Jetzt wohne ich weiter außerhalb und habe mehr Landschaft vor der Tür. Damit haben sich meine Fotoziele ziemlich verlagert.
Mir gefallen auch Fotos anderer Fotografen von Architektur und Beauty-Portraits, aber selber machen ist da nicht so meins. Portraits habe ich nebenbei mal ausprobiert, aber ich bin auch nicht der Typ, der einem Model Anweisungen gibt. Filtern und Nachtaufnahmen, das reicht mir eigentlich auch.

Du reist auch mal weitere Strecken, nur um zu fotografieren, auf der Jagd nach dem perfekten Foto. Ausgenommen Urlaubsreisen, was war bisher dein weitestes Ziel für einen reinen Fotoausflug?

Oha, da muss ich mal überlegen. Ich war auf Rügen und im Harz, da müsste man mal ausklabüstern*, was weiter weg ist. Von mir aus ist das dann wohl der Harz.

Wo warst du mit Chris und Daniel? War das nicht irgendwo in Bayern, Österreich, Schweiz …?

Ha, das habe ich ja ganz vergessen! Chris, Daniel* und ich sind doch ins Berchtesgardener Land geflogen. Direkt nach der Arbeit los zum Flughafen, bis Salzburg geflogen, Auto gemietet, schnell in der Pension eingenistet und gleich wieder los zum fotografieren. Ja, das war definitiv bis jetzt das weiteste Ziel rein für Fotos.
Das war kurz vor Weihnachten. An dem Tag, an dem Udo Jürgens gestorben ist, habe ich so ein geiles Bild dort unten gemacht. Echt heftig.
In Berchtesgarden hatten wir uns eine bestimmte Kapelle im Schnee ausgeguckt. Schnee lag da natürlich nicht. Da müssen wir also noch mal hin. 🙂

Mit Chris und Daniel bist du öfters unterwegs. Habt ihr euch bei den Fotofreaks kennengelernt?

Also das mit Chris war ganz eigenartig. (grinst) Ich glaube, ich hatte ein Foto auf meiner Facebook-Seite gepostet und Chris schrieb mich an: „Bitte ruf mich mal an.“ Ich kannte den damals noch gar nicht. Ich hab ihn also angerufen und er fragte, ob wir uns mal treffen wollten. Ich bin noch am gleichen Tag zum Hamburger Hafen gefahren und da saß er da unten bei der Flutschutzmauer auf dem Runden Sockel oben drauf. Mit Stativ. Am nächsten Tag sollte die Schiffstaufe der AIDA sein und wir haben uns umgesehen, wo man sich positionieren kann. In dem einem Haus haben wir jemanden oben auf dem Balkon gesehen, haben geklingelt und einfach gefragt, ob wir am nächsten Tag von dem Balkon aus Fotos machen dürften. Durften wir. 🙂
Daniel habe ich auf dem allerersten Stammtisch im Schach Café kennengelernt. Wir sind dann öfter mal zusammen unterwegs gewesen und haben dabei gemerkt, dass wir fototechnisch die gleichen Interessen haben.

Wie bist du zu den Hamburger Fotofreaks gekommen?

Die Facebook-Gruppe ist aus einem Thread in des DSLR-Forums entstanden. Den hatte einer eröffnet, den ich damals noch gar nicht kannte. Ich war dann unterwegs in der Hafen City, als ein Auto neben mir anhielt und der Fahrer mich fragte, ob ich von den Hamburger Fotofreaks wäre und zu dem Treffen gehen würde. Ich wusste gar nichts davon und habe zu Hause erst mal nachgeschaut. So entstanden immer mehr Treffen. Als wir dort dauernd Wetter- und Wasserstandsmeldungen durchgegeben haben, haben sich aber die Admins des Forums genervt gefühlt und daraufhin hat Imke die Gruppe auf Facebook aufgemacht.

Du nimmst häufig am HFF-Stammtisch teil und machst auch gemeinschaftliche Touren mit. Ich habe schon öfter erlebt, dass du auch sehr hilfsbereit dein Wissen teilst. Was würdest du einem „Filter-Interessierten“ mit auf den Weg geben, bevor er/sie loszieht und sich entsprechendes Equipment kauft?

Das ist ja eine der Fragen, die mindestens einmal pro Woche in der Gruppe aufkommen. Mein Tipp: Benutzt die Suchfunktion. (lacht)
Man kann das nicht pauschalisieren. Es kommt darauf an, was man möchte. Wenn man einfach nur Langzeitbelichtungen machen möchte, dann reichen einfache Schraubfilter. Damit kann man schon eine Menge machen. Dann kann man mal schauen, ob man mehr möchte. Wenn man anfängt mit Verläufen zu arbeiten, dann wird es richtig teuer. Es müssen ja nicht unbedingt die Lee-Filter sein, aber Lee ist geil. 😀
Wer interessiert ist, kann mich auch gerne auf dem Stammtisch ansprechen. Ich bin fast immer da und habe immer mein Zeugs dabei.

Wir führen Gruppen-intern die „Liste der Gefallenen“. Hattest du auch schon schmerzliche Verluste zu verzeichnen?

Oh ja … Das günstigste war ein Objektivdeckel, der vom Wind in den Hafen geweht wurde. Mein größter Schaden bis jetzt war da weit schmerzlicher. Ich war damals auf dem View Point in der Hafen City. Ich hatte meine Kamera auf dem Stativ, die Schnellwechselplatte rastete nicht richtig ein und die Kamera krachte mit dem Objektiv nach unten. Das Tokina 12 – 24 mm war in der Mitte durchgebrochen.

Autsch! :-/

So, Dennis und ich gehen jetzt noch eine Runde „filtern“ und ich bekomme eine meiner ersten Lehrstunden in diesem Bereich. Genug Filter hat Dennis ja dabei … 😀
Euch viel Spaß beim Stöbern auf seinen Internetpräsenzen und beim Betrachten der wunderschönen Fotos.

*Chris = Christian Kliefoth, Mitglied der Hamburger Fotofreaks und Filter-Freak mit dem Beinamen „der Filterpapst“ 😉
*Daniel = Daniel Rosch, Mitglied der Hamburger Fotofreaks und Filter-Freak
*ausklabüstern = norddeutscher Begriff für herausfinden 😀

(Text und Fotos: Britta Gleiminger)

Dennis’ Internetpräsenz

http://www.shadowandlight.de
https://www.facebook.com/shadowandlightfoto
https://www.flickr.com/photos/49182487@N03
https://500px.com/shadow_and_light

Dennis’ Fotos – eine kleine Auswahl