Ich photoshoppe mir die Welt, wie sie mir gefällt
Wenn man Annas Webseite öffnet strahlt einem als erstes die Skyline von New York entgehen, eine schwarz-weiße Fineart-Fotografie mit einer glasklaren Spiegelung. Und wenn in der Facebook-Gruppe der Hamburger Fotofreaks von Architekturfotografie gesprochen wird, fällt unweigerlich auch der Name Anna Laudan.
Als wir uns kennenlernten, bist du mir durch deine Makro-Aufnahmen von Blumen aufgefallen. Aufnahmen voller Licht mit weich umflossenem Bokeh. Worin liegt dein Geheimnis dieser märchenhaften Aufnahmen?
Licht ist das Geheimnis. Ich versuche, die Bilder zu machen, wenn die Sonne richtig steht, also wenn sie sehr tief steht. Für diese Bilder habe ich mir das 100 mm Makro-Objektiv von Canon geholt. Das hatte ich mir mal geliehen und war total geflashed von dem Ding. 🙂
Schöne Effekte erzielt man auch, wenn man etwas dicht vorm Objektiv hat, durch das man sozusagen durchfotografiert.
![Anna Laudan](https://www.hamburger-fotofreaks.de/wp-content/uploads/2016/05/7-AnnaLaudan-1-1024x683.jpg)
Anna Laudan
Auf deiner Webseite konnte ich nachlesen, dass du erst seit drei Jahren mit der Kamera unterwegs bist.
Ja genau, seit 2013. 🙂
Unglaublich! Da sieht man, dass manche Leute einfach Talent zum Fotografieren haben. 🙂
In letzter Zeit überwiegt die Architektur-Fotografie bei dir …
Im Winter überwiegt sie. Eigentlich mach ich ja auch gerne Landschafts- und Natur-Aufnahmen, aber im Winter ist das ein bisschen trostlos. Jedenfalls in Norddeutschland. (schmunzelt) Gleichzeitig ist es im Winter praktischer Architektur zu fotografieren, da dann die Bäume kahl und nicht so im Weg sind. Kahle Äste retuschieren sich leichter weg. 😉
Landschaftsaufnahmen, wie ich sie mache, machen auch viele andere. Mit den Architekturfotos habe ich so ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal. Da gibt es nicht so viele bei uns, die das machen.
Du hast für deine FineArt Architekturfotos auch einige Preise bzw. Nennungen bei internationalen Ausschreibungen erhalten.
Im letzten Jahr habe ich begonnen bei Wettbewerben mitzumachen. Ich bin bereits mehrfach platziert worden, allerdings bisher noch nicht auf den oberen Plätzen. „Lobende Erwähnungen“ haben meine Bilder aber bekommen. Ich dachte bis vor kurzem, dass bekommt jeder, der mitmacht, aber ein Bekannter sagte mir dann, dass er auch mitgemacht hatte und keine Erwähnung erhalten hatte.
Wie bist du zur Architekturfotografie gekommen?
Im weiteren Sinne tatsächlich durch die Hamburger Fotofreaks. Ich habe mal ein in der City Nord aufgenommenes Architekturfoto in einfaches Schwarz-weiß konvertiert und in der Fotogruppe gezeigt. Da meinte dann einer: „Schaut aus wie bei Joel Tjintjelaar.“ Hä? Wer ist denn das? Ich hab dann mal nach ihm gegoogelt und war hellauf begeistert. Das wollte ich auch. Ich hab mir sein Tutorial gekauft, übrigens das einzige, dass ich mir je gekauft habe, und habe versucht das entsprechend auch so zu bearbeiten. Mittlerweile mache ich es etwas anders, aber das war die Grundlage.
Ich habe auch durch andere kostenlose Tutorials auf YouTube viel dazu gelernt und lerne auch weiterhin immer neue Techniken kennen. Oft sitze ich mit meinem Laptop auf dem Schoß, schaue Tutorials und schraube an meinem Bild. Es braucht manchmal bis zu 8 Stunden, bis ein Bild fertig ist, aber gerade diese Mischung aus draußen an der Luft sein und dem technischen Aspekt der Fotografie und Bearbeitung gefällt mir sehr gut.
Mit welchem Equipment fotografierst du? Hast du ein Tilt/Shift-Objektiv?
Ich habe kein eigenes Tilt/Shift, habe mir aber eines geliehen. Allerdings habe ich es bisher nur zwei Mal benutzt. Es hat eine Brennweite von 24 mm und das ist doch etwas knapp für Architekturfotografie. Häufig hat man gar nicht so viel Platz, dass man weit genug weggehen kann, um das Gebäude noch komplett aufs Bild zu bekommen. Selbst wenn man das Bild „shiftet“, ist das Gebäude eventuell immer noch zu hoch. Ich fotografiere mit Canon, habe mir das 16-35 mm angeschafft und habe damit bis zu 16 mm. Also mit einem Ultraweitwinkel kann man auch solche Fotos machen, wie ich sie mache.
![Anna Laudan](https://www.hamburger-fotofreaks.de/wp-content/uploads/2016/05/7-AnnaLaudan-2-683x1024.jpg)
Auch während unseres Interviews hat Anna ein interessantes Gebäude entdeckt.
Du schreibst auf deiner Webseite, du „nutzt das gemachte Bild wie eine Leinwand“ und „erschaffst deine eigene Wirklichkeit„. Planst du bereits bei der Aufnahme, wie du das Bild bearbeiten wirst?
Manchmal habe ich die Idee vorher im Kopf, aber das ist eher selten. Bei vielen Bildern mache ich das Foto und während der Bearbeitung entsteht das Resultat nach und nach irgendwie. Ich probiere dann viel aus und schaue, was gut aussieht. Ich stelle mir vor, das ist bei Malern ähnlich, dass sie vielleicht das eine oder andere in ihrem Werk noch ausprobieren, um zu schauen, ob es im Bild gut aussieht.
Photoshop spielt bei der Erschaffung deiner Kunstwerke eine große Rolle. Hast du Kurse besucht, um Photoshop zu erlernen?
Nein, ich habe alles aus dem Internet gelernt. Und dann ganz viel durch Ausprobieren und YouTube-Videos ansehen. 🙂
Wovon lässt du dich inspirieren?
Ich schaue mir viele Fotos von anderen an. Ansonsten schenke ich den Dingen, die ich auf meinem Weg sehe, Beachtung. Einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen.
Deine Architekturfotos hältst du überwiegend in schwarz-weiß. Was macht den Reiz des Schwarz-Weiß-Bildes für dich aus?
Schwarz-Weiß reduziert sehr und lenkt dadurch nicht zu viel vom Objekt ab. Bei Architektur geht es überwiegend um Licht und Schatten und in Schwarz-Weiß kommt das am besten zur Geltung.
Du bist aktives Mitglied der Hamburger Fotofreaks und kommst regelmäßig zum Stammtisch. Wie nutzt du die Gruppe für dich?
2013, kurz nachdem ich begonnen hatte zu fotografieren, bin ich der Gruppe beigetreten. Damals waren wir noch ca. 300 Mitglieder (aktuell: 2300+). Ein paar Monate später habe ich mich das erste Mal getraut, zum Stammtisch zu gehen. Das war dann gar nicht so komisch, wie ich gedacht hatte, alle waren sehr nett und am Anfang habe ich da ganz viel gelernt. Ich habe Antworten auf Fragen bekommen, die ich bis dahin noch gar nicht im Kopf hatte. (lacht)
Auch heute ist es noch so, dass ich Fragen habe zu Programmen oder andere technische Sachen, die ich dort stellen kann und Antworten erhalten. Außerdem ist es inspirierend, Fotos anderer zu sehen, oder man bekommt Tipps zu Locations, die man noch nicht kannte. Ich mag an der Gruppe sehr, dass es diesen Stammtisch gibt und es nicht nur eine gesichtslose Internetcommunity ist. Mit der Zeit freundet man sich auch mit einigen an und dann spricht man auch nicht nur über Fotografie, sondern freut sich, wenn man den einen oder anderen wieder trifft und mal hört, was der- oder diejenige in der letzten Zeit so gemacht hat. 🙂 Die Gruppe ist schon so ein bisschen wie Heimat für mich.
Es fühlt sich an, als wären es auch immer noch nur die 300 Mitglieder von damals und nicht über 2000 wie jetzt. Es ist ein bisschen gruselig, wenn man über diese graue Masse an Leuten nachdenkt, die einfach nur mitlesen, aber es sind auch ca. 80 Aktive, die man zumindest vom Sehen kennt und das ist schon echt cool.
(Und gegen diese unbekannte graue Masse wirken wir mit den Interviews entgegen. 😉 Zeigt euch!)
Vor kurzem hast du auch mit der analogen Fotografie begonnen …
Ich habe von meinem Opa drei Kameras bekommen. Eine Balgenkamera und eine zweiäugige Mittelformatkamera, beide von Vogtländer, und eine alte analoge Canon. In der Schule im Leistungskurs Kunst hatten wir ein halbes Jahr Dunkelkammertechnik. Damals hatte ich mit der Canon komplett analog bereits ein paar Schwarz-Weiß-Fotos gemacht. Weihnachten 2014 bekam ich dann die anderen beiden alten Kameras, die coolsten Weihnachtsgeschenke überhaupt. 😀 Mit den alten Kameras muss man sich ja aber sehr genau überlegen, was und wie man fotografiert, man hat ja höchstens 12 Bilder, und das habe ich lange von mir geschoben. Ein Fotofreund hat mich dann dazu motiviert, doch mal mit den analogen alten Kameras zu fotografieren und dann war ich in der Speicherstadt unterwegs und habe dort die ersten Bilder damit gemacht. Bisher habe ich erst einen Film entwickelt. Es ist ja leider auch ein teurer Spaß.
Es entschleunigt sehr, oder?
Ja, aber ich war wohl noch nicht entschleunigt genug und habe immer mal etwas vergessen und musste das Bild nochmal machen, weil ich zum Beispiel nicht nochmal scharf gestellt hatte oder so. (lacht)
(Text und Fotos: Britta Gleiminger)
Anna’s Internetpräsenz
http://anna-laudan-photography.de
https://www.facebook.com/annalaudanphotography
Anna’s Fotos
Eine Antwort to “Interview mit Anna Laudan”
30. Mai 2016
Heidi vom Lande, BloggerinTotal interessant und klasse Fotos. Lg heidi