Meine Oma hat mir als Kind meine Fotografie gesponsert
Michael Drügg ist ein Charmeur, der ehrliche Komplimente mit einem schelmischen Lächeln verteilt. Auch während unseres Interviews habe nicht nur ich Nettigkeiten von ihm zu hören bekommen, sondern auch die Frauen auf unserem Weg ins Restaurant am Fischmarkt. Frauen werden noch schöner durch ein Lächeln, sagt Michael und man möchte meinen, er wäre der geborene Portraitfotograf, aber Menschen hat er bisher noch nicht fotografiert.
Hamburg, Elbe und Schiffe, aber auch Architektur und Landschaft sind deine Hauptmotive. Was dagegen, reizt dich gar nicht, zu fotografieren?
Derzeit traue ich mir noch nicht zu, Menschen zu fotografieren. Menschen gerecht zu werden, vor allem bei besonderen Anlässen, das erfordert gewisse Fähigkeiten, die ich noch nicht habe. Ich schließe es nicht aus, es noch zu erlernen und auszuprobieren, denn ich habe das Motto ‚Diese Welt ist rund, sie ist schön, sie ist bunt und sie ist vielfältig‘ und das möchte ich zeigen. Deshalb habe ich mich auch nie festgelegt, was ich fotografieren möchte oder nicht.
Was möchtest du auf jeden Fall noch ausprobieren und erlernen?
Auf jeden Fall möchte ich im technischen Bereich besser werden, speziell in der Bearbeitung mit Lightroom und Photoshop. Begonnen habe ich auch schon mit Filtern zu fotografieren, da bin ich von Dennis Siebert und Moritz Wicklein* angefixt worden. Ich habe mich schon mal ein bisschen darin versucht und es ist wirklich faszinierend.
Seit wann bist du bei den Hamburger Fotofreaks und was gibt dir die Gruppe?
Ich bin seit ca. 2 Jahren in der Facebook-Gruppe. Ein ganz wichtiger Punkt für mich ist, dass ich dort meine Bilder zur Diskussion stellen kann. Und man trifft immer mal Leute aus der Gruppe und macht gemeinsame Touren. Ganz besonders positiv finde ich den monatlichen Stammtisch, wo man aus der anonymen digitalen Gruppe sozusagen eine analoge Zusammenkunft macht.
Was machst du beruflich?
Ich war Spediteur am Flughafen in Frankfurt. Heute bin ich in der Logistik und kaufmännischen Abwicklung einer Firma tätig, die mit Ionen-Tauschern handelt.
Und die Fotografie ist für dich ein Hobby?
Ja, für mich ist es ein reines Hobby.
Wie hast du die Fotografie für dich entdeckt?
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, hat der lokale Fotohändler bei uns in Volksdorf ein Preisausschreiben gemacht. Bei ihm hing ein gelber Koffer draußen an der Wand und im Geschäft gab es eine Kiste voller Schlüssel. Wer den richtigen Schlüssel herausfand und den Koffer aufschloss, der konnte eine Kodak Instamatic gewinnen, eine kleine Plastik-Kamera mit 3 Belichtungsstufen, nämlich sonnig, schattig und Blitz. Da kamen Kleinbild-Filmkassetten rein und die Fotos, wenn man sie entwickelt hat, haben gerauscht wie verrückt. (lacht)
Nichtsdestotrotz, ich wollte diese Kamera haben. Damals haben meine Eltern immer bestimmt, was mit unserer Kamera fotografiert wurde und ich wollte selbst Fotos machen. 😉 Ich bin also zu dem Fotogeschäft gegangen, um mein Glück zu versuchen. Draußen an der Wand beim gelben Kasten hatten sie ein Plakat angebracht, auf dem der Schlüssel drauf abgebildet war. Ich habe ihn genauestens studiert, bin dann in den Laden gegangen und habe gefragt, ob ich mir denn einen Schlüssel aussuchen darf, als Antwort kam: „Nun ja, mach halt und stör hier nicht.“ Also habe ich die Schlüsselkiste durchsucht und die meisten Schlüssel hatten einen kurzen Bart, außer einem und dieser sah aus wie der Schlüssel auf dem Plakat. Und richtig, ich hatte den richtigen Schlüssel herausgefunden und damit die Kamera gewonnen! 😀 Das wurde sogar in einem Artikel im Volksdorfer Blatt veröffentlicht. (lacht)
Seitdem war ich immer mit meiner Kamera unterwegs und habe unter anderem die Fotos auf unseren Schulausflügen gemacht. Meine Oma hat mir oft die Filme und die Entwicklung gesponsert und irgendwann fragte sie mich, ob ich denn mit dem Fotoapparat zufrieden sei. Nun, besser als nix, oder? Omi gab mir dann die alte Rolleicord von meinem Großvater. Rollfilm, Belichtungsmesser, das Bild stand immer auf dem Kopf, was das Ausrichten sehr erschwert hat, die Fotos in 6×6, das war eine ganz schöne Umstellung, aber eine tolle Optik hatte die Kamera. Und ab und zu habe ich meine Oma gefragt, ob ich eines der Bilder vergrößert haben kann.
Nun haben auch meine Eltern das mitbekommen, dass meine Fotos was taugten, und ich bekam von ihnen eine ausgemusterte Contax. Dazu gab es Wechselobjektive und ganz neue Möglichkeiten für mich. Ein Traum wurde wahr!
Hast du Kurse belegt?
In der Schule hatten wir einen Neigungskurs „Fotografie“. Zugegeben, wir haben in der Dunkelkammer nicht nur Filme entwickelt. 😉
Ansonsten habe ich keine Kurse belegt. Das Fotografieren habe ich mir „Learning by Doing“ selbst beigebracht. Heute schaue ich mir zudem viele Fotos anderer Fotografen an und ich habe bei den Hamburger Fotofreaks sehr viel gelernt. Die Kommentare der Mitglieder waren teils knallhart und geradeaus, da hab ich erstmal geschluckt, aber im Nachhinein kann ich sagen, mir wurde dadurch klar, was ich verbessern kann und dafür bin ich dankbar.
Womit fotografierst du derzeit?
Ich habe die Olympus OM-D E-M1 und E-M5.
Der Hype geht aktuell zur spiegellosen Kamera. Was hältst du davon?
Der Spiegel war schon immer eine Krücke für den Sucher. Er ist eine mögliche Fehlerquelle und seit es digitale Sucher gibt, ist er überholt. Die Spiegellose hat aber auch Nachteile, da sie zum Beispiel bei Langzeitbelichtungen zum Rauschen neigt.
Jedes System hat seine Nach- und Vorteile und jeder sollte für sich überlegen, was er fotografieren möchte und welche Kamera für ihn am geeignetsten ist.
Viele deiner Fotos gestaltest du seit einiger Zeit auch in Schwarz-Weiß (monochrom). Worin liegt für dich die Besonderheit an dieser Darstellung?
Das ist nicht leicht zu sagen. Ich glaube, es ist die Beschränkung auf das Wesentliche. Es erinnert mich zudem an meine Anfangszeit in der Fotografie, als alles in Schwarz-Weiß fotografiert wurde. Die Wahl, ob das Bild in Farbe oder Schwarz-Weiß gestaltet wird, ist heutzutage purer Luxus und die digitale Bearbeitung ermöglicht es uns. Wenn man aber bereits beim Fotografieren auf die Kontraste achtet, dann wirken die monochromen Bilder umso mehr.
*Moritz Wicklein = ein weiterer Fotofreak mit hervorragenden Filterkenntnissen
(Text und Fotos: Britta Gleiminger)
Michael’s Internetpräsenz
http://www.next-shutter.de
https://500px.com/michaeldruegg
Michael’s Fotos
7 Antworten to “Interview mit Michael Drügg”
4. Juni 2016
Jan SiegWie immer ein toller Bericht und Michael ist wirklich ein netter Typ
8. Juni 2016
Britta GleimingerVielen Dank, Jan. 🙂 Ja, das kann ich bestätigen.
5. Juni 2016
Sven MöllerSuper klasse, schnörkelloses Interview.
Und ein persönlicher Einblick mit Leichtigkeit, es hat Spaß gemacht zu lesen.
8. Juni 2016
Britta GleimingerDanke dir, Sven. 🙂
23. Oktober 2016
Bernhard LamberzSehr schön, so habe ich Michael auch kennengelernt, ein sehr sympatischer Zeitgenosse. Hat mich sehr gefreut 🙂
23. Oktober 2016
Bernhard LamberzSehr schön, so habe ich Michael auch kennengelernt, ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Hat mich sehr gefreut 🙂
8. März 2018
Camila Drügg LuzEs scheint, wir haben den gleichen Nachnamen Ich habe Ihre Fotos wirklich genossen und das Interview war sehr interessant. Beobachte die Welt mit diesen Augen.